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GS Mag. Josef Koppensteiner, Polizeipräsident Dr. Gerhard Pürstl, Dr. Wolfgang Petritsch und Vereinspräsident KR Karl Javurek (v. l.) bei der Veranstaltung. Foto: LPD Wien / Gilbert Brandl KR Karl Javurek, Präsident des Vereins der Freunde der Wiener Polizei, verwies in seiner Begrüßung auf die allgegenwärtigen Hiobs-botschaften in Medien und Zeitungen – von wirtschaftlichen Krisen über kriegerische Auseinandersetzungen bis hin zu Angriffen auf demokratische Institutionen: „Wir leben nicht mehr auf einer Insel der Seligen. Die multiplen Krisen überfordern uns zunehmend", so Javurek. Es dränge sich die Frage auf, "Wohin steuert unsere Welt?". Landespolizeipräsident Dr. Gerhard Pürstl betonte die "exzellente Kooperation mit dem Verein der Freunde der Wiener Polizei", die dafür ausschlaggebend sei, dass er gerne den Festsaal in der Polizeidirektion für Vorträge zur Verfügung stelle. Bei allen beunruhigenden News rundum gebe es "seitens der Wiener Polizei keine Hiobsbotschaften", stellte Pürstl fest: "Nach wie vor zählt Wien zu den sichersten Städten der Welt!"

Die Moderation übernahm LPDW-ÖA-Vorstand-Stv. HR Daniela Tunst, MA,
Referent Dr. Wolfgang Petritsch beschwor mehr Zusammenwirken in Europa. Fotos: Verein
Das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung stimme oft nicht mit den Zahlen überein. So sei die Alltagskriminalität, etwa Wohnungseinbrüche oder Autodiebstähle, in den letzten 20 Jahren auf ein Drittel der Fälle gesunken. Problematisch sei, dass vor allem in den sozialen Medien "bad news" transportiert würden, "die nicht unbedingt mit den Fakten übereinstimmen", so Pürstl.
Gleichzeitig verwies er auf neue Kriminalitätsformen wie Cyberkriminalität und Internet-betrügereien. Auch die anhaltende, zum Teil illegale Migration stelle eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar: "Menschen, die anders sozialisiert sind als wir, womöglich keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben und in Perspektivenlosigkeit rutschen, verursachen neue Erscheinungsbilder im öffentlichen Raum und auch eine zunehmende Kriminalität, konzentriert in bestimmten Stadtgebieten", so Pürstl. Die Problemlagen seien komplex und erforderten eine Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure - und: "Seien wir doch ehrlich: Unsere Polizei schafft alles nicht so schlecht!"

Dr. Wolfgang Petritsch stellte fest, dass das Thema angesichts globaler Entwicklungen gleichermßen brennend als auch bedrückend sei. Als Profi der Außenpolitik könne er umfangreiche persönliche und berufliche Erfahrungen einbringen. "Europa ist nicht gewappnet für Flüchtlinge", stellt er als bedeutendes Manko an den Anfang seiner Ausführungen: "Da gibt es keine einfache Lösung, das ist ein langfristiges Managementthema!" Petritsch zitiert exemplarisch aus der EU-Sicherheitsdoktrin im Verlauf der letzten zwei Dekaden: Habe es etwa 2003 geheißen, "noch nie war Europa so frei und so sicher", so sei jetzt das euopäische Projekt in Frage gestellt und es sei von einer "existenziellen Krise innerhalb und außerhalb Europas" die Rede.
Die Entwicklung von Sozialen Medien und der Digitalisierung verlaufe rasant, langfristige politische Konzepte gingen zu Ende, es herrsche die gesamtgesellschaftliche Rätselfrage, wohin geht die Reise. "Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen", beschrieb er die Situation.
Europa sei besonders betroffen, die geopolitische Lage "in allen vier Himmelsrichtungen" sei von Krisen geprägt: im Osten der Krieg in der Ukraine, im Nahen Osten der Gaza-Konflikt, im Süden Afrika, gebeutelt von Korruption und Armut, im Westen die auch von Trump evozierte Teilung zwischen liberal-demokratischen und diktatorischen Ordnungen, im Norden neues Konfliktpotenzial durch Rohstoffvorkommen, die durch die Eisschmelze zugänglich werden und neue Seewege eröffnen - und insgesamt die großen Problematiken Klimawandel, Ressourcenknappheit und Migration.
Dazu seien die transatlantischen Beziehungen in der Krise, die USA ziehen sich zunehmend aus der alten Weltordnung zurück, während China eine immer aktivere Rolle innerhalb der UN übernehme. Es brauche eine neue Governance, wie Petritsch betont: "Es kommt darauf an, ob sich eine demokratische, auf Menschenrechten basierende Ordnung durchsetzen kann - nicht zuletzt auch gegen den ,enemy within', Renationalisierung, nationale Abschottung, Rechts-Politiken."
Zum Abschluss zitierte Petritsch: „Die alte Welt ist gestorben, die neue Welt ist noch nicht geboren. Es ist die Zeit der Monster.“ Europa müsse von einem „Payer“ zu einem „Player“ werden, es sei Aufgabe der Politik, Orientierungs- und Mutlosigkeit zu überwinden - und zu grundlegender Planung sowie zu rascherer Entscheidungsfindung auf EU-Ebene zu finden. Die Union müsse sich sowohl institutionell als auch emotional stärken. Bildung und Ausbildung müssten darauf abzielen, dass zivilisatorische Unterschiede in den Nationalstaaten in eine Richtung gelenkt werden. "Wir brauchen eine neue Europäisierung, auch in den Herzen!"
Nach seinem Vortrag stand Petritsch für Fragen der Gäste zur Verfügung. Beim anschließenden Buffetempfang wurde intensiv weiter diskutiert.
