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Seit 2016 bietet die Sicherheitsakademie des Innenministeriums (SIAK) in Zusammenarbeit mit der Donau-Universität Krems das E-Learning-Tool "Einsatz Demenz" für Polizistinnen und Polizisten an. Darin werden die medizinischen Grundlagen der Erkrankung, Grundprinzipen der Kommunikation und Praxisbeispiele vermittelt, geübt und zum Lehrgangsabschluss geprüft. Die Lehrgangsteilnahme ist freiwillig. Um das Gütesiegel "Demenzfreundliche Dienststelle" zu erlangen, müssen mindestens 70% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Dienststelle das Online-Tool absolviert haben. Zusätzlich ist die Nennung einer Ansprechperson erforderlich und die Dienststelle muss sich mit sozialen Einrichtungen im Streifenbereich vernetzt haben – etwa mit Pflege- oder Senioreneinrichtungen. Seit Mai 2017 wurden österreichweit insgesamt 60 Dienststellen des Innenministeriums als "Demenzfreundliche Dienststellen" zertifiziert. Geplant ist, das Tool auch für andere Berufsgruppen und Organisationen zu adaptieren, so z. B. für Hilfs- oder Pflegedienste.
"Amtshandlungen mit Menschen mit Demenz gehören für Polizistinnen und Polizisten zum Berufsalltag. Sie sind für die Beamten aber auch mit Unsicherheiten verbunden", erklärt Innenminister Herbert Kickl. Das E-Learning-Tool gebe den Beamtinnen und Beamten Handlungssicherheit. "Beim Umgang mit Menschen mit Demenz steht für mich vor allem die menschliche Komponente der Polizeiarbeit im Vordergrund. Menschen mit Demenz haben besondere Bedürfnisse. Wenn man als Polizist auf sie eingeht, hat man es leichter bei Amtshandlungen. Durch diese Weiterbildung im Intranet ist die österreichische Polizei Vorreiterin bei der Demenzausbildung", so Kickl. Am häufigsten haben demenzkranke Menschen mit der Polizei zu tun, wenn sie behaupten, bestohlen worden zu sein, das angeblich Gestohlene aber nur verlegt haben. Häufig werden sie auch als Abgängige von Polizisten aufgegriffen. Beim Erstatten einer Abgängigkeitsanzeige in einer Polizeidienststelle stehen für Angehörige von Menschen mit Demenz Unsicherheiten im Umgang mit der Polizei im Vordergrund. Im E-Learning-Tool lernen Polizistinnen und Polizisten auch, wie sie diese Unsicherheiten abfedern können.
"Hier ist es wichtig, dass die Menschen kompetente und beruhigende Ansprechpartner bei der Polizei finden", sagt Univ.-Prof. Dr. Stephanie Auer, Leiterin des Zentrums für Demenzstudien im Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin der Donau-Uni Krems: "Demenz und speziell Alzheimer werden unsere Gesellschaft in Zukunft immer mehr beschäftigen." Weltweit würden derzeit 44 Millionen Menschen an Demenz leiden, davon 130.000 in Österreich. "Diese Zahl wird sich bis 2030 verdoppeln", so Auer.
Immer mehr Menschen und deren Angehörige sind mit der Diagnose Demenz konfrontiert. Damit steigt auch der Bedarf an qualifizierter Ausbildung. "Für die zukünftige Demenzversorgung braucht es hohe Kompetenz, Vernetzung und multiprofessionelle Teams. Die Donau-Universität Krems trägt mit einer Professur für Demenzforschung dieser gesellschaftlichen Verantwortung Rechnung und ist stolz darauf, gemeinsam mit unterschiedlichsten Berufsgruppen konkrete wissenschaftsbasierte Ansätze zu erarbeiten", betont Mag. Friedrich Faulhammer, Rektor der Donau-Universität Krems.
Das aktuelle Projekt "Einsatz Demenz" ist ein besonderer Beleg für wissenschaftsbasierte Lösungen. Mag. (FH) Edith Span, Geschäftsführerin der MAS-Alzheimerhilfe, sagt: "Es ist ein Faktum, dass in kürzester Zeit nahezu alle Familien direkt oder indirekt von Demenz betroffen sein werden. Daher zeigt das hohe Engagement der Polizei für mehr Demenz-Kompetenz auch einen hohen gesellschaftlichen Weitblick, der einen wertvollen Beitrag liefert, damit betroffene Familien ein besseres Leben führen können." Die MAS-Alzheimerhilfe setzt auf professionelle Organisation, Forschung und Vernetzung, um Hilfe für betroffene Familien zu leisten.
Die Gesellschaft ist gefordert, die Erkrankten nicht zu stigmatisieren, sondern dafür zu sorgen, sie möglichst lange in ihrem normalen Umfeld integriert zu lassen. "Als Projektleiterin für ,Einsatz Demenz' hoffe ich, dass das Beispiel Schule macht", hob Auer hervor. Die Vorreiterrolle der Polizei könne hierbei nicht hoch genug geschätzt werden.